Die Familie Loibl hat eine lange Tradition, hier ein Bericht über das Leben von Domkapitular Franz Xaver Loibl von Hans Hanakam anläßlich der 50 Jahrfeier des Kindergarten für den Pfarrbrief im Jahr 2009.
Im Bericht über die Einweihung des Kindergarten fasst die damalige Lokalzeitung, der „Donaubote“, zusammen: „In edelmütig großartiger Opferwilligkeit spendete voran der hochwürdige geistliche Rath und Domkapitular Herr Franz Xaver Loibl und mit ihm der hochwürdigen Herr Lycealprofessor Jakob Leitl in Regensburg selig, der leider das Denkmal seines wohltätigen Sinnes nicht mehr schauen sollte – der Tod entriss uns vor Kurzem den einfach schlichten, aber eminent begabten Professor und würdigen Priester – die Geldmittel zur Erbauung des Klosters sowie zum Unterhalte desselben, eingeschlossen die gesamte Besoldung der dort wirkenden Klosterfrauen. Herr Pfarrer Bauer in Schwanenkirchen indes half durch Übernahme eines großen Teiles der Hand- und Spanndienste beim Aufbau des Klosters wesentlich zum Zustandekommen des nützlichen Werkes mit, abgesehen von den vielen Mühen und Beschwerden, welche ihm die Aufsicht und Leitung des Baues sowie die geschmackvolle, für alles bis ins kleinste sorgende Einrichtung des fertigen Gebäudes kostete.“
Aus einem späteren Jahr wird in den Urkunden berichtet, dass das jährliche „Gehalt f. d. Schulschwestern 1000 M u. 180 M Holzgeld“ betrug und die Gemeinde zusätzlich „50 M. f. Handarbeitsunterricht“ bezahlte.
Noch bevor in der neuen Schule die Arbeit begann, machte Loibl am 31. Dezember 1887 eine Zustiftung von 5200 Mark. Davon nahm die Kirchenverwaltung 1200 Mark als zinsloses Darlehen auf, das in den Jahren 1894 und 1895 zurückzuzahlen war. Mit diesem Geld wurden 1888 die Reparatur und der Umbau der Orgel finanziert. (Am unterschiedlichen Holz des heutigen Orgelgehäuses lassen sich die Um- und Zubauten aus inzwischen hundertzwanzig Jahren gut erkennen. Ein Brett an der Vorderseite, im Eichenholzteil, zeigt noch deutlich die Spuren der acht Registerzüge der ersten urkundlich erwähnten Orgel, der von 1836. Diese ist es, die durch die Renovierung mit dem Geld Loibls umgearbeitet wurde.)
Welchen Zweck verfolgte aber Loibl mit der erwähnten Zustiftung? Er wollte dafür sorgen, dass die Mädchen seiner Schule mittags etwas zu essen bekamen, und verfügte deshalb, dass die Zinsen von den 5200 Mark „zu einer Suppenanstalt, während der Winter Monate für die Mädchenschule in Schwanenkirchen d. h. für arme und brave Mädchen – nicht arme werden bei etwaiger Teilnahme eine entsprechende Entschädigung geben können und wollen – bestimmt sein sollen.“ Er hatte auch „Nichts entgegen, wenn auch einzelne arme und dabei brave und fleißige Knaben im Bedürfnisfalle mit Brot bedacht werden.“ Außerdem durfte der Überschuss der Zinsen für die Erstkommunion der Mädchen und für andere Feiern, z. B. an Weihnachten, verwendet werden.
Eine ähnliche Verbindung von sozialem Gespür und Förderung der Kirche seiner Heimatpfarrei zeigte Loibl noch ein weiters Mal: Am 5.8.1889 stellte er 8000 Mark für eine „Prämienstiftung“ zur Verfügung. Von den Zinsen sollten junge Leute jeweils 30 Mark als „Prämie“ erhalten, wenn sie „wenigstens 3 Jahre die hiesige Schule besuchten“ [Werktag- und Feiertagschule zusammengezählt] und sich bis zur Verheiratung ordentlich geführt hatten, sowie „auch jene, welche nach der Feiertags Schule 10 Jahre im gleichen Dienste sind“. Mit dieser zweiten Bestimmung wollte er der hohen Fluktuation der Dienstboten entgegenwirken.
Allerdings sollte die Stiftung erst am 1.1.1912 „vollständig und perfekt ins Leben treten“, weil der gestiftete Betrag zunächst unverzinslich an die Pfarrkirche „zum Turmbau und zur Anschaffung eines neuen Geläutes“ ausgeliehen und in festgelegten Raten an die Stiftung zurückgezahlt wurde. Seit die Kirche in den 1850er Jahren mit dem neu erbauten Langhaus vergrößert und erhöht worden war, befanden sich die Schalllöcher des Turms, wie man an seiner Westseite am Verputz noch sehen kann, unterhalb des Dachfirstes. Deshalb konnten nun die Bewohner der Ortschaften auf der Waldseite das Läuten nicht mehr hören und beschwerten sich darüber. Man kann sich ausmalen, dass dieses Problem auch als Ausrede für mancherlei Verspätungen in Schule und Kirche herhalten musste.
Die Turmerhöhung muss sehr rasch ins Werk gesetzt worden sein; denn das statistische Jahrbuch der Diözese, der „Schematismus“, führt schon unter dem Jahr 1891 an: „Der Thurm der Pfarrkirche Schwanenkirchen wurde um 5 Meter erhöht und zur Freude der ganzen Pfarrgemeinde mit einem neuen, sehr gut gelungenen Geläute, welches aus der Glockengießerei Gugg in Passau hervorging, versehen. Reichliche Gaben hochherziger Wohltäter ermöglichten die Deckung der Kosten im Betrage von 12000 Mark.“
In den folgenden Jahren nennt der „Schematismus“ eine ganze Reihe von Renovierungs- und Verschönerungsarbeiten an der Pfarrkirche, darunter auch die Stiftung der ersten gemalten Glasfenster durch Pfarrangehörige. Aber für Finanzierung der Hauptarbeiten ist immer wieder auf einen anonymen „großmütigen Wohltäter“ verwiesen. Wir wissen, wer sich hinter dieser bescheidenen Formulierung verbirgt. So wurde 1894 „das Innere der Pfarrkirche Schwanenkirchen nach den Plänen des Architekten Schott einer gründlichen Restauration unterworfen. Die Renovation der Altäre, Kanzel, Apostelstatuen, Apostelleuchter und Kreuzwegstationen übernahm Maler Mändl von Hengersberg um 2372 Mark, die Erneuerung des Plafonds, des Presbyteriums, der Wände und Gewölbe besorgte Maler Segel von Osterhofen um 1044 Mark. Die Arbeiten sind sehr zufriedenstellend ausgefallen und gereicht die großartige Verschönerung des Gotteshauses der ganzen Pfarrgemeinde zur größten Freude.“ Für 1895 ist zusammengefasst: Nach Plänen des Architekten Schott „haben die beiden Kunstmaler Mändl von Hengersberg und Segel von Osterhofen die Pfarrkirche Schwanenkirchen einer gänzlichen Restauration unterzogen. Die Gesamtsumme der Ausgaben beträgt 5600 Mark.“
1914, vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als das Darlehen zurückgezahlt war, betrug das Gesamtkapital der Stiftung 53371 Mark. Davon entfielen auf die „Suppenanstalt“ 7200 Mark, auf die „Prämienstiftung“ 10100 Mark und auf die „Kloster-Mädchenschulstiftung“ 36071 Mark.
In den nächsten fünfzig Jahren kamen zwei Inflationen und fraßen das Kapital auf. Auch sonst änderten sich die Zeiten. Während noch in Loibls Zeit Frauen, die einen pädagogischen oder pflegerischen Beruf ergreifen wollten, als den besten und oft als den einzigen Weg für diese ihre Berufung den Eintritt in einen entsprechenden Orden sahen, hatten sich inzwischen die Lebensverhältnisse gewandelt. So blieb in den Klöstern der Nachwuchs aus, und 1970 war es in Schwanenkirchen so weit, dass die Schwestern abberufen wurden.
Schon unter Pfarrer Wagner (1901-1985) hatte die Stiftung einen neuen Zweck erhalten: Er errichtete 1958/59 den von den Schwestern geführten Kindergarten. Dies entsprach dem Willen Loibls. Im Artikel 7 der Stiftungsurkunde vom 24.11.1885 hatte er festgelegt: „Für den Fall, daß die Mädchenschule zu Schwanenkirchen aus irgend einem Grunde von klösterlichen Lehrerinnen nicht mehr versehen werden wollte oder dürfte, soll die Stiftung zu einem andern kirchlich-religiösen Wohltätigkeitszwecke verwendet werden.“
Jetzt, nach dem Wegzug der Schwestern, musste die neue Situation auch rechtlich bewältigt werden. Unter Pfarrer Kellermann beschloss 1971 das Stiftungskuratorium eine neue Satzung. Sie wurde 1972 vom Kultusministerium unter dem Namen „Kindergartenstiftung“ genehmigt. In der Zwischenzeit waren die Schwesternwohnung und die Schulküche zu Wohnungen umgebaut worden. Wo die Einrichtung der klösterlichen Hauskapelle verblieb, darüber fehlt jede Nachricht. Für sie hatte Loibl im Jahr 1892 einen Kreuzweg gestiftet; ob ihn die Schwestern bei ihrem Weggang mitgenommen haben und ob er überhaupt erhalten ist, das weiß derzeit niemand.
Wir haben nun gesehen, welche Bedeutung Franz Xaver Loibl für unsere Pfarrei und unsere Pfarrkirche hat, und wir stimmen den Worten im Bericht in der Passauer „Donau-Zeitung“ über seine Beisetzung am 22. Januar 1906 zu, in dem es heißt: „Sein ganzes Leben war getragen von Hingabe an seinen Beruf, in der Seelsorge sowohl wie in seiner Stellung als Domkapitular. Herr Geistl. Rat Loibl war ein Mann von tiefer Frömmigkeit, der für jedermann eine offene Hand hatte, für jedermann ein liebevoller Berater war.“ Und wenn wir vor seiner Gedenktafel in der Kirche stehen, wem wird da nicht einfallen, vor welche Probleme wir heute gestellt sind. Was Turm und Orgel angeht, sind die Schwierigkeiten vergleichbar. Aber die Frage, was aus unserer Pfarrei, immerhin der Urpfarrei der ganzen Gegend, wird, – diese Frage stellte sich damals nicht. Wie schon gesagt: Die Zeiten haben sich geändert.
Die durch Anführungszeichen gekennzeichneten wörtlichen Zitate sind (in originaler Schreibweise) den jeweiligen Urkunden und sonstigen Quellentexten entnommen. Auf die genauen Nachweise ist aus Platzgründen verzichtet.
Autor: Hans Hanakam