25.09.2025, Pater Praveen Kumar Madanu lebt seit Juli letzten Jahres in Deutschland und ist seit einem Jahr in Hengersberg als Pfarrvikar im Pfarrverband Hengersberg tätig. Zuvor leitete er eine große Schule im Bundesstaat Telangana im südlichen Zentralindien.
Auf Einladung des Pfarrgemeinderates und der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Deggendorf (KEB) erzählte er über seine indische Heimat, Kultur, Essen, Bildung und dem Leben allgemein dort, das Aufwachsen im Kreise seiner Familie
und seinen Werdegang als Priester.
Pater Praveen und sein ihn gerade in Deutschland besuchender Freund aus Schul-und Studientagen, Pater Thomas, der in Rom promoviert, stimmten mit einem Lied und instrumentaler Begleitung auf den Abend ein.
Zunächst gab der Referent einen Überblick über die politische und geographische Lage Indiens.
Der Subkontinent ist in 28 Bundesländer eingeteilt, ähnlich wie Europa, jedes Land mit eigener Regierung und eigener Sprache. Da es 22 Amtssprachen und viele Dialekte gibt, wird schon ab dem Kindergartenalter Englisch unterrichtet und gesprochen, so dass sich alle gut untereinander verständigen können. Man zählt etwa 2000 ethnische Gruppen. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung (ca. 80
Prozent) ist hinduistisch, außerdem leben rund 14 Prozent Muslime und zwei bis drei Prozent Christen in Indien.
Das Christentum wird im Norden Indiens durchaus noch verfolgt, da dort überwiegend Hindus leben. Der Rest der Gläubigen sind v. a. Sikhs, Buddhisten und Jainisten.
Die Bevölkerungszahl beträgt ca. 1,4 Milliarden, somit ist Indien das bevölkerungsreichste Land und gleichzeitig die größte Demokratie der Welt.
Historisch gesehen zählt die Harappa-Kultur am Fluss Indus (heutiges Pakistan und Nordwestindien), wie Mesopotamien und Ägypten zu den ältesten Zivilisationen der Welt. Die ersten Hochkulturen entwickelten sich logischerweise in warmen Gefilden
und an Flüssen, da die häufigen Überschwemmungen das Land fruchtbar machten.
Indien erlangte erst 1947 nach 200-jähriger Herrschaft der Briten seine Unabhängigkeit, allerdings wurde dabei das Land, für viele schmerzhaft bis heute, in das überwiegend muslimische Pakistan und das weitgehend hinduistische Indien geteilt. Dies führte natürlich zu vielen Konflikten, Migration, Gewalt und Leid.
Heute weist Indien die fünfthöchste Wirtschaftsleistung der Welt auf. Die Inder sind als fleißig und klug bekannt und als sehr gut qualifizierte Fachkräfte in der ganzen Welt gefragt, v. a. in den Sektoren IT, Medizin und Handwerk.
In Indien gibt es drei Jahreszeiten, die sich jedoch regional unterscheiden: die heiße Jahreszeit (Sommer – März bis Mai/Juni), die Regenzeit (Monsun, Juni bis September) und die kühle, trockene Jahreszeit (Winter – Oktober bis Februar). Pater Praveen sagte, dass er in gut einem Jahr praktisch keinen Regen in Deutschland erlebt habe (,in Deutschland regnet es nicht‘), was zu großem Gelächter im Publikum führte… bei Regen in Indien kann man das Haus nicht verlassen und es gibt Hochwasser und große Überschwemmungen.
Sehr lebhaft und anschaulich schilderte Pater Praveen, auch unter Zuhilfenahme von mitgebrachten Gegenständen aus seiner Heimat wie Dekogegenständen, Obst, Gemüse und Gewürzen, Alltagsleben und Kultur in seiner Heimat. Besonders fesselnd war ein kurzer Film über die traditionellen Tänze Indiens, ein Fest für die Sinne mit den aufwändigen Kostümen und den ausgefeilten, besonderen Bewegungen, von denen jede eine eigene Bedeutung hat.
Herr Franz Hasmeier, ein guter Kenner der indischen Spiritualität, auch dank seiner wiederholten Aufenthalte im Land, schilderte seine Sicht über Glaube und daraus folgende Haltung der Inder. Er sieht die starke Religiosität (jeder Inder glaubt an Gott,
natürlich in seiner Religionsgemeinschaft, führte Herr Hasmeier aus) als Grundlage für das funktionierende Zusammenleben in diesem riesigen Land. Auch das immer noch praktizierte Kastensystem, obwohl offiziell abgeschafft und verboten, sieht die Regierung nach Einschätzung Herrn Hasmeiers gar nicht mal so ungern, da es
innerhalb der Solidargemeinschaft der jeweiligen Kaste durchaus für Unterstützung und Ordnung sorgt. Indien wird seiner Ansicht nach Ende dieses Jahrhunderts die führende Nation der Welt sein.
Christine Kremheller, Bildungsbeauftragte der Pfarrei Hengersberg, bedankte sich beim Hauptreferenten des Abends, Pater Praveen Madanu, für den kurzweiligen, fesselnden und informativen Einblick in dieses riesige, beeindruckende Land, wie auch bei Herrn Hasmeier für seine zum Nachdenken anregenden Ausführungen.
Die beinahe hundert Zuhörer applaudierten begeistert und spendeten sehr großzügig für Pater Praveens soziale Projekte in Indien, die insbesondere Kindern zugute kommen.
Christine Kremheller, Bildungsbeauftragte der Pfarrei Hengersberg
Fotos von Sandra Landauer und Christine Kremheller